Die Statistik lügt nicht – Das ist der deutsche Durchschnitts-Biker

Die Werbung der Motorradhersteller preist überwiegend den jungen, dynamischen, männlichen Biker. Der Blick in die Statistik malt ein anderes Biker-Bild.

Motorrad fahren ist wieder angesagt – das zumindest zeigen die Zulassungszahlen aus dem Jahr 2020. Überall machen sich fette Plus-Zeichen breit. 131.410 neu zugelassene Motorräder bedeuten plus 17,2 Prozent. 35.853 neu zugelassene Leichtkrafträder bedeuten plus 77,5 Prozent. Zusätzlich legen die Leichtkraftroller um 107,6 Prozent auf 28.034 Neuzulassungen zu. Selbst die Roller können um 2,4 Prozent auf 16.728 Neuzulassungen zulegen.

Die alten Männer dominieren

Aber welche Fahrer stecken hinter diesen Zahlen? Auch dazu gibt die Statistik Auskunft. Blicken wir zunächst auf die Motorradfahrer, wobei wir davon ausgehen, dass die Halter auch tatsächlich die Fahrer sind. Und natürlich enthalten alle Gruppen jeweils Männer und Frauen. Der Gesamtmotorradmarkt 2020 teilt sich in 73,5 Prozent Männer und 10,6 Prozent Frauen – der Rest entfällt auf gewerbliche Neuzulassungen. Das Gros der Neuzulassungen brachte die Altersklasse zwischen 50 und 59 Jahren auf die Straßen. Hier stehen 40.312 Neuzulassungen (36,5 %) zu Buche. Die zweitstärkste Altersgruppe bilden die 40 bis 49-Jährigen mit 20.768 Neuzulassungen (18,8 %). Erst jetzt folgen mit 18.375 Neuzulassungen (16,6 %) die Motorradfahrer unter 30 Jahren. Die vierte Kraft bilden die über 60-Jährigen mit 16.210 Neuzulassungen (14,7 %). Schlusslicht mit 14.802 Neuzulassungen (13,4 %) bildet die Altersgruppe zwischen 30 und 39 Jahren.

Enduros und Naked Bikes bevorzugt

Aufschlussreich auch, in welchen Segmenten Motorradfahrer unterwegs sind. Absolut dominant sind Allrounder/Naked Bikes mit 48.374 Neuzulassungen. Die zweitstärkste Gemeinschaft bündelt sich mit 35.831 Neuzulassungen bei den Enduros/Supermotos, wobei der Fokus klar auf Enduro liegen dürfte. Chopper/Cruiser waren für 14.233 Biker die erste Wahl. Das Segment Sportler/Supersportler kann 6.184 Neuzulassungen auf sich vereinigen. Die Tourer/Sporttourer-Fraktion bildet mit 4.635 Neuzulassungen das Schlusslicht.

Viel Leistung gefragt

Abschließend blicken wir noch auf die Verteilung nach Leistungsklassen. Abgesehen vom Segment Chopper/Cruiser wird überwiegend in der Klasse über 100 PS gekauft. Das Gros der Chopper/Cruiser-Käufer bleibt knapp unter dieser Schwelle.

Motorradneuzulassungen 2020 nach Hubraum

Hubraum Anzahl Anteil
126 – 249 ccm 1.216 0,9 %
250 – 499 ccm 17.216 13,1 %
500 – 749 ccm 33.367 25,4 %
750 – 999 ccm 35.449 27, 0 %
1.000 – 1.249 ccm 16.287 12,4 %
1.250 ccm und mehr 27.332 20,8 %

Resümee: Der deutsche Durchschnittsmotorradfahrer ist zwischen 50 und 59 Jahre alt und sitzt auf einer Enduro oder einem Naked Bike mit über 100 PS Leistung. Wer jetzt einen BMW GS-Fahrer oder einen Kawasaki Z900-Piloten vor Auge hat, liegt nicht so falsch, wie der Blick auf die Top 50 der Neuzulassungen zeigt.

Die Alten dominieren auch die 125er-Klassen

Noch ein kurzer Blick auf die 125er-Klasse, die ja klassisch als Einsteigerklasse für den Nachwuchs angesehen wird. Die Leichtkrafträder lockten in 2020 aber nicht die jungen Biker an, sondern eher die Silberlocken. Rund 62 Prozent der Leichtkraftrad-Käufer waren zwischen 40 und 60 Jahren alt. Bei den 125er-Rollern entfallen die Neuzulassungen sogar zu fast 83 Prozent auf Halter über 40 Jahren.

Hier schlägt die neue B196-Regelung voll durch, die es Autofahrern erlaubt, leichter aufs Zweirad umzusteigen. Ein weiterer Aspekt könnte sein, dass die Alten für die Jungen kaufen und eben als Halter in den Papieren stehen.

Fazit

Motorrad fahren ist in Deutschland, zumindest wenn es um Neumaschinen geht, ein Ding von alten Männern. Das hängt vermutlich auch mit den hohen Kosten für dieses Hobby zusammen. Gefahren werden leistungsstarke Enduros oder Naked Bikes. Stark zeigen sich die älteren Jahrgänge aber auch, wenn es um die 125er-Klasse geht. Hier lockt der neue B196-Schein Autofahrer auf das Zweirad.

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