Auto gegen Motorrad: Gefährliche Begegnung

Ungleiche Partner: Motorrad- und Autofahrer sind auf der Straße (zu) häufig auf Kollisionskurs. Was beide tun können, um Unfälle zu vermeiden. Unsere Tipps für Auto- und Motorradfahrer.

Der Autofahrer denkt: „Links schauen, rechts schauen. Prima! Alles frei!“ Der Motorradfahrer freut sich: „Wunderbare Rechtskurve. Oh, die Einmündung! Verdammt, der wird doch nicht…“ Es kommt zur Vollbremsung! Gerade noch mal gut gegangen! Aber was war los? Eine Unfall-Standardsituation: Der Autofahrer schaut – und übersieht den Motorradfahrer trotzdem. Weil der schlichtweg (noch) nicht zu sehen war oder unerwartet schnell nahte.

Nicht nur zu Beginn der Motorradsaison gibt es solche gefährlichen Begegnungen besonders häufig. Und sehr oft enden sie nicht glimpflich. Eine Analyse der Verkehrsunfälle 2016 durch ADAC Experten ergab: 14.387 Mal krachte es in Deutschland zwischen Pkw und Motorrad schwer; 217 Biker starben – aber nur vier Autoinsassen. Und besonders denkwürdig: An sieben von zehn Kollisionen war der Autolenker schuld.

Warum? Weil Auto und Motorrad ungleiche Partner im Straßenverkehr sind. Und weil zwar viele Motorradfahrer auch Autofahrer sind, umgekehrt aber die meisten Pkw-Lenker noch nie auf einem Motorrad gesessen haben und folglich zu wenig übers Motorradfahren wissen.

Tipps für Autofahrer

Der Autofahrer biegt links ab – und übersieht das Motorrad
  1. Stellen Sie sich ab Beginn des Frühlings darauf ein, wieder öfter Motorrädern zu begegnen – gerade auf landschaftlich schönen Strecken.
  2. Unterschätzen Sie Motorräder nicht. Sie wirken wegen ihrer schmalen Silhouette zwar klein, haben aber ein großes Beschleunigungsvermögen und kommen oft schneller nah, als Autofahrer vermuten.
  3. Auf kurvenreichen Strecken benötigt ein Motorradfahrer in Schräglage beinahe so viel Platz wie ein Pkw. Schneiden Sie deshalb niemals unübersichtliche Kurven!
  4. Bedenken Sie: Motorräder sind nicht wendiger als Autos und haben auch keinen kürzeren Bremsweg. Im Gegenteil.
  5. Auch bei optimaler Spiegeleinstellung bleiben „tote Winkel“. Werfen Sie deshalb vor jedem Spurwechsel, Abbiegen oder Überholvorgang einen bewussten Sicherungsblick über die Schulter. Blinken Sie stets rechtzeitig.
  6. Schauen Sie in Einmündungsbereichen und an Kreuzungen lieber zweimal zu viel als einmal zu wenig. Beachten Sie vor allem: Die vordere Dachsäule („A-Säule“) Ihres Autos verdeckt nur allzu gerne den Blick auf seitlich herannahende Motorräder.
  7. Schauen Sie vor einem Spurwechsel, vor einem Überholmanöver oder beim Wenden lieber zwei Mal in den Spiegel und über die Schulter. Ein Motorrad wird leicht übersehen.
  8. Bleiben Sie gelassen, wenn ein Motorradfahrer überholt. Er braucht dafür weniger Strecke, als Sie annehmen.

In diesen Situationen ist es besonders gefährlich

Tipps für Motorradfahrer

Am Besten der Motorradfahrer geht davon aus, nicht gesehen zu werden
  1. Grundsätzlich gilt: NIE davon ausgehen, dass man vom Autofahrer gesehen wird. Vor Kreuzungen Tempo reduzieren, bremsbereit sein, Augenkontakt suchen.
  2. Vertrauen Sie grundsätzlich nicht auf die eigene Vorfahrt.
  3. Fahren Sie immer so, dass Sie an Kreuzungen für wartende Autofahrer gut sichtbar sind. Halten Sie also Abstand zu größeren Autos vor Ihnen, fahren Sie gegebenenfalls „auffällig“, indem Sie durch eine kurze Lenkbewegung geringfügig Ihre Fahrspur ändern.
  4. Meiden Sie bei mehrspurigem Kolonnenverkehr den Bereich seitlich hinter anderen Fahrzeugen. Sie befinden sich dort im toten Winkel.
  5. Vorsicht bei haltenden Pkw am Straßenrand. Blinksignale links können ein Einfädeln in die Fahrspur, aber auch ein Wendemanöver ankündigen.
  6. Überholen Sie Kolonnen nur dann, wenn Sie ein Wende- oder Überholmanöver eines vor Ihnen fahrenden Autos ausschließen können.
  7. Rechnen Sie auf Landstraßen mit überholenden Autos im Gegenverkehr.
  8. Fahren Sie in Linkskurven nicht zu weit innen. Durch die Schräglage ragt Ihr Körper sonst in die Gegenspur.

Für Auto- und Motorradfahrer gilt: Fahren Sie defensiv, respektieren Sie die Verkehrsregeln. Und machen Sie sich fit für Gefahrensituationen. Das geht am besten und gründlichsten in einem Fahrsicherheitstraining des ADAC. Weitere Infos gibt es beim Institut für Zweiradsicherheit.

Quelle: ADAC

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