Fahren mit Beifahrer

Motorradfahren muss nicht zwingend einsam machen. Damit es zu zweit neben dem Fahrer aber auch dem/der Beifahrer/in Spaß macht, sollten einige Regeln beachtet werden.

Beifahrer-Sitz muss vorhanden sein

Generell gilt, dass nur auf einem Motorrad oder -roller mit Beifahrer-Sitz, Fußrasten und Haltevorrichtung eine zweite Person mitgenommen werden darf. Fehlen Haltegriffe oder Halteriemen, Fußrasten oder gar Zweiersitzbank muss theoretisch der Eintrag im Kfz-Schein geändert werden, weil dann keine zweite Person transportiert werden darf.
Gute Motorrad-Kleidung ist obligatorisch
Selbstverständlich sollten auch Sozia oder Sozius immer komplette Motorradkleidung tragen. Ein Motorrad-Schutzhelm ist auch für Mitfahrer vom Gesetz zwingend vorgeschrieben – aber bitte einer, der passt und mit einer aktuellen Prüfnorm optimalen Schutz bietet. Auf keinen Fall einen womöglich ausgemusterten und zu großen „Ersatz-Helm“, der schützt nur vor Bußgeld.
Das Fahrverhalten abpassen
Mit Sozius oder Sozia hintendrauf ändert sich das Fahrverhalten der Maschine, je nach Gewicht sogar deutlich. Die Achslastverteilung und damit die Fahrphysik verändern sich: das Vorderrad wird entlastet und überträgt die Lenkbefehle weniger genau; das Heck pumpt wegen des Mehrgewichts stärker und kann sogar die Fahrlinie beeinflussen. Deshalb müssen vor einer Fahrt mit zwei Personen die Federelemente der Mehrbelastung angepasst werden. Vor allem im Heck müssen Federvorspannung und, wenn einstellbar, die Dämpfung erhöht werden.
Eine Erhöhung des Reifendrucks ist ebenfalls nötig. Mindestens 0,2 bar mehr als im Solobetrieb sind angebracht, der maximale Reifenluftdruck (siehe Betriebsanleitung) ist allerdings zu beachten. Bei Fahrten im Duett gewinnt die Hinterradbremse stark an Bedeutung, die Bremslastverteilung verändert sich (je nach Maschinentyp) von einen Verhältnis von Vorderrad zu Hinterrad von rund 80:20 bis hin zu 50:50. So oder so: Auf jeden Fall wird der Bremsweg zu zweit um einiges länger.
Damit es zu keinen Problemen kommt, muss auch die Zweirad-Zweisamkeit gekonnt und geübt sein, schließlich erschließt sich die Einspurdynamik mit ihren hohen Beschleunigungs- und Verzögerungswerten sowie der Schräglage nicht von selbst. Ein „Trockenkurs“ auf einem Parkplatz kann viel helfen. Beispielsweise beim richtigen Auf- und Absteigen, vor allem aber bei der richtigen Sitzposition des Beifahrers. Nur wenn der Passagier dem Lenker möglichst nah auf die Pelle rückt und praktisch eine Einheit bildet, kann die Fahrt zum Erlebnis werden. Die Arme umgreifen am besten die Taille des Fahrers, damit beim Beschleunigen und während der Fahrt enger Kontakt besteht. Beim Bremsen stützen sich die Hände – falls möglich – am Tank ab. Nur der Blick über die Schulter des Fahrers verhindert bei der Verzögerung das Zusammenschlagen der Helme – und führt automatisch zur richtigen Haltung bei der Kurvenfahrt in Schräglage: immer über die Fahrer-Schulter blicken, die sich zur Innenseite der Kurve neigt. Wichtigste Regeln für Mitfahrer: Bei Schräglage nie gegenlegen, das kann bis zum Sturz führen.
Vertrauen schaffen und erhalten
Selbstverständlich gilt es, das Vertrauen zum Fahrer nicht zu enttäuschen. Wilde Ritte und Kurvenkratzen auf der Fußraste führen zu Angst und Verkrampfung. Deshalb sollte eine vorausschauende und defensive Gangart gewählt werden und vorher nicht nur die Etappenlänge abgesprochen werden: Auch wer keine Helmsprechanlage besitzt, kann mit vereinbarten Zeichen (z.B. ein Mal auf die Schulter klopfen = langsamer, zwei Mal klopfen = anhalten) für die nötige Kommunikation unterwegs sorgen und so zum gemeinsamen Fahrspaß beitragen.

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