Tipps fürs Fahren im Gebirge

Hier gelten andere Regeln als im Flachland

Für Motorradfahrer ist bekanntlich der Weg das Ziel. Besonders beliebt sind dabei kurvige Gebirgsstrecken und Pässe. Die Motorrad-Experten des ADAC haben die besten Tipps für die Fahrt über Berg und Tal zusammengestellt.

Streckenlänge: Je mehr Kurven und Pässe, desto kürzer die Strecke

Weniger ist oft mehr. Trotz guter Kondition sollte das Tagespensum bei kleinen Nebenstraßen und extremen Pässen mit teilweise gar unbefestigten Straßen höchstens 200 Kilometer betragen. Bei kurvenreichen Straßen und einigen höheren Pässen sind 300 Kilometer genug, will man stressfrei und vor allem vor Einbruch der Dämmerung am Ziel sein. Wer unterwegs neben den obligatorischen Pausen auch die Ausblicke oder einzelne Besichtigungen genießen will, sollte den Zeitplan realistisch gestalten.

Unabhängig von Maschine und Verbrauch, der bei Passfahrten steigt, sollte immer genügend Kraftstoff im Tank sein, um nach dem Gipfelsturm auch die Talfahrt mit laufendem Motor zu machen: Ohne Sprit fehlt beim Rollen die „Motorbremse“ – eine höchstgefährliche Tatsache.

Ein Phänomen des Hochgebirges ist verstärkter Steinschlag, vor dem in allen Ländern mit Schildern gewarnt wird. Motorradfahrer sollte ihre Fahrweise auf solchen Abschnitten darauf einstellen, dass Geröll oder einzelne Steine auf der Fahrbahn liegen. ADAC Praxistipp: Sind Hänge mit Netzen gesichert oder reichen Steilhänge bis an den Straßenrand, ist höchste Vorsicht geboten – Tempo runter!

Verändertes Handling der beladenen Maschine beachten

Weil ein mit Gepäck und Sozius beladenes Motorrad schon in der Ebene grundsätzlich andere Handlingseigenschaften wie höhere Kippneigung bei Langsamfahrt oder trägerer Reaktion auf Lenkimpulse besitzt, muss die Veränderung „erfahren“ werden. Besonders gilt dies beim Ausweichen und Bremsen, vor allem bei starkem Gefälle oder Steigung. Damit nicht die erste Kuh auf der Hochalmstraße zum Verhängnis wird…

Apropos Weidebetrieb im Gebirge. Weil oft Straßen durch Almgebiete führen und das liebe Milchvieh hier nicht per Zäune gestoppt werden kann, verhindern sogenannte Weideroste das Ausbüchsen der Tiere. Diese längs in die Straße eingelassenen Metallgitter überfährt man am besten in leichtem Winkel, um nicht in die Zwischenräume zu gelangen. Da das Metall oft glatt ist, sollten extreme Manöver wie Bremsen, Beschleunigen oder extreme Schräglage vermieden werden.

Beim Kurvenfahren im Gebirge gilt das, was auch sonst wichtig ist: Der Blick führt die Bewegung. Nur wer seinen Blick zwischen Vorderrad und Horizont pendeln lässt, wird die richtige Linie finden. In Linkskurven muss in Richtung Kurvenausgang geschaut werden, in Rechtskurven möglichst weit am rechten Fahrbahnrand entlang.

Besonders wichtig ist bei engen Kurven und vor allem bei Serpentinen und Kehren die „runde“ Fahrlinie. Die Biegung sollte bei Linkskurven vom rechten Fahrbahnrand und bei Rechtskurven von der Fahrbahnmitte mit Sicherheitsabstand zum Gegenverkehr angefahren werden. Im Kurvenverlauf gilt es, möglichst lange außen zu bleiben und erst nach innen zu ziehen, wenn der Kurvenausgang gesehen wird. So können selbst zuziehende Kurven keine Überraschung werden.

Selbstverständlich muss auch die Geschwindigkeit bei der Kurvenfahrt stimmen: Wenn der Motor immer „am Gas hängt“, zieht das Bike sicher durch die Biegung. Gas gegeben sollte erst wieder werden, wenn der Kurvenausgang sichtbar ist. Es ist besser, mit weniger Dampf in die Kurven ein und schneller hinaus zu fahren. Anders wird aus der Kurvenlinie schnell ein Haken – und die Kippgefahr steigt besonders in hängenden Kehren.

Um bei Bergauffahrten auch bei Maschinen mit weniger Drehmoment immer genügend Kraft und Vortrieb zu haben, empfiehlt es sich, niedere Gänge höher drehen zu lassen. Dann fällt auch der Anschluss beim Hochschalten flüssiger aus. Bei Talfahrten muss das Energieplus der rollenden Fuhre durch das Gefälle einkalkuliert werden.

Damit genügend Reserven vorhanden sind und nicht dauernd stark gebremst werden muss (das kann nach extremer Erhitzung sogar zum „Bremsfading“ mit Leistungsverlust führen), hilft frühes Herunterschalten und die „Motorbremse“.

Quelle: ADAC

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